Montag, 17. September 2007

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Sagada
3 Tage lang verweilten die Familie Hübscher, Martin Jäggi und ich in Sagada. Wir besuchten das Echo Valley mit den hängenden Särgen. Die Särgen hängen an einem Felsen, weil die Seele so schneller in den Himmel aufsteigen kann. Viele Särge befinden sich auch in Höhlen, die jeweils einer Familie gehören. Frauen, die während der Geburt gestorben sind, werden in einer bestimmten Höhle aufbewahrt, so dass die Seele nicht mehr zur Familie zurückkehrt.
Ein spannender Ausflug war der Besuch einer Höhle, dessen Name ich vergessen habe. Die Höhle ist aus Kalkstein und man kann sie barfüssig erkundigen. Beim tiefsten Punkt der Höhle lädt ein kleiner Pool zu einem kalten Bad ein. Das Angebot für Höhlenbesuche gestaltet sich vielfältig, man kann sogar an einer 12 stündigen Höhlenerkundigung teilnehmen.
In Sagada lebt man vor allem vom Tourismus, Weberei und Töpferei. Das Dorf ist sehr ruhig und man kann sich bestens mit ausgedehnten Spaziergängen entspannen. Für einen Touristen ist Sagada sicher ein Muss.

Gefängnis
Am Sonntag besuchte ich mit Aunty Grace und mit der holy family das Gefängnis von Bontoc. Mich beeindruckte, dass in einer Zelle, geschätzte 24 Quadratmeter, bis zu 12 Personen zusammenleben. In jeder Zelle befindet sich eine Küche und ein WC. Die Kleider müssen die Gefangenen auch in der Zelle waschen und aufhängen. Das Bett besteht aus einem Holzbrett. Alle Gefangene freuten sich über meinen Besuch, obwohl ich für sie nichts machen kann.

Erdnüsse
Nach dem Gefängnisbesuch ernteten Aunty Grace und ich Erdnüsse, die ich jetzt zu Hause in der Schweiz geniessen kann.

Reis stampfen
Am letzten Tag erhielt ich noch die Gelegenheit Reis zu stampfen. Dazu braucht man einen ausgehöhlten Stein, einen Holzstock und einen flachen, weiten und geflochteten Ratankorb. Den Reis legt man in den ausgehöhlten Stein und man stampft ihn mit einem Stock (immer schön in der Mitte). Dann leert man den Reis auf den Ratankorb und man trennt durch das Werfen die Reiskörnern von den Hülsen. Nachher wird das ganze Prozedere zum 2. Mal wiederholt.

Abreise
Am Sonntagabend versuchte ich alle Souvenirs in meinen Rucksack zu stopfen, darum mussten ein paar T-Shirts in Bontoc bleiben. Gemeinsam mit Aunty Grace und Uncle Carlito genoss ich den letzten Abend in Bontoc. Am nächsten Morgen verreiste ich mit Uncle Carlito in Richtung Baguio. In Baguio übernachteten wir bei einer Schwester von Aunty Grace, wo auch die beiden Söhnen von meiner Gastfamilie leben. Am Dienstag besuchte ich noch mit Uncle Carlito einen Neffen im Spital. Das Spital entspricht dem europäischen Standard. Am Nachmittag verabschiedete ich mich von Uncle Carlito und reiste mit einem luxuriösen Bus nach Manila.

Es folgte nun die lange Flugreise zurück in die Schweiz. Irgendwie geht es viel zu schnell, innerhalb von 19 Stunden befindet man sich in einer total anderen Welt. Mein Körper und meine Seele brauchen jetzt noch ein wenig Zeit um sich wieder einzuleben. Meine Gedanken befinden sich noch viel auf den Philippinen, dadurch wirke ich manchmal etwas abwesend. Diesen Prozess machte ich auf den Philippinen auch schon durch. Am Anfang war ich noch stark mit der Schweiz verwurzelt und hielt mich an allem fest, was mich an die Schweiz erinnerte.

Erste Eindrücke in der Schweiz
In der Schweiz fiel mir auf, dass hier sehr viele alte Menschen leben und viel weniger Kinder, auf den Philippinen trifft man genau das Gegenteil an. Dieses Bild zeigen auch die demografischen Statistiken.
In Zürich erkannte ich zu meinem grossen Erstaunen sehr viele Filipinos.

So, mein HOPLAA-Praktikum ist zu Ende. Ich konnte sehr viele positive Erfahrungen sammeln. Ich möchte mich noch bei der Familie Hübscher für ihre Bemühungen bedanken und dass ich bei einer philippinischen Familie, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, leben konnte. Dank der Gastfamilie konnte ich das Leben der Filipinos näher kennenlernen.

Für diejenigen, die sich für ein HOPLAA Praktikum interessieren, habe ich links einen Link eingerichtet.

Ich friere diesen Blog jetzt ein und werde ihn vielleicht bei einem interessanten Thema wieder auftauen.

Ich möchte mich bei allen recht herzlich bedanken, die meinen Blog gelesen haben, sich ins Gästebuch eingetragen haben oder einen Kommentar abgegeben haben. In der Ferne erhält man gerne Nachricht aus der Heimat.

Vermutlich werde ich eine Präsentation mit Bildern und Filmen zusammenstellen, Interessierte können sich bei mir melden.
That's life.

Montag, 3. September 2007

Fiesta und Ato

Townfiesta in Sadanga
Am letzten Wochenende besuchten wir das Kirchenfest in Sadanga. Das Fest begann mit einer Messe. Nachher führten verschiedene Gruppen Lieder vor. Auch ich durfte oder musste etwas vorsingen. Ich sang das Brigerlied und Country Roads. Dabei war ich ziemlich nervös, bin es mir nicht so gewohnt vor so vielen Menschen zu stehen und das Lied Country Roads gelang mir leider nicht. Die Familie Escher (Gantertallied) und die Familie Hübscher (Appenzellerlied) begeisterten mit ihren Auftritten die Filipinos.
Nach dem offiziellen Teil tanzten die Einheimischen ihren native dance (sagni). Die Männer tanzen mit der Gansa (eine Art Gong und Pfannendeckel), schlagen verschiedene Rhythmen und die Frauen bewegen die Armen wie ein Vogel. Man muss dabei noch einen bestimmten Tanzschritt beherrschen. Am Gansa haengt manchmal ein Menschenkiefer (siehe Meine Bilder). Frueher, zum Teil sogar noch heute, gab es Kopfjaeger. Man schnitt dem Feind den Kopf ab und nahm das Haupt als Trophaee nach Hause. Man sagt, dass die Leiche ohne Kopf nie den Frieden im Himmel finden wuerde.
Später forderten sie uns auf, auch mitzumachen. Ich erhielt einen Gansa und probierte ungefähr den gleichen Rhythmus zu schlagen, nur den Tanzschritt bekam ich nie und nimmer in den Griff. Alles wurde auf Video aufgenommen und später den Teilnehmern gezeigt. Grosses Gelächter erschallte, wenn die Einheimischen sahen, wie "Skifahrer" Jean-Robert und "Zappelfrosch" meine Wenigkeit versuchten zu tanzen.

Ato und Ulug (Siehe Meine Bilder)
Am Sonntag besuchte ich mit Uncle Carlito die Atos in Bontoc Ili (Barangay von Bontoc). In Atos trifft man noch heute manchmal alte Männer an, die Geschichten erzählen. Früher diskutierten hier die Barangaysverantwortlichen über verschiedene Probleme. Es war auch ein Treffpunkt nach der Arbeit im Reisfeld, man erzählte Geschichten, man ass und trank zusammen oder man spielte etwas. Vor Atos stehen meistens 3 Steine (auch vor Haeusern), sie symbolisieren eine Feuerstelle, werden heute noch gebraucht. Die Atos kann man mit dem Aabesitz bei uns vergleichen. Leider treffen sich die Einheimischen immer weniger in diesen Atos. Der Fernseh haelt auch hier Einmarsch und die Leuten ziehen sich in ihren eigenen 4 Waenden zurueck. Sayang (Schade). Scheint ein globales Problem zu sein, durch den Fernseh treffen sich die Menschen weniger. Zerstoert auch ein bisschen die Kulturen.
Bei jedem Ato hat es gewöhnlich ein Ulug (Schlafstätte). Hier trafen sich manchmal die jungen, verliebten Frauen und Männer heimlich. Manchmal trank man auch zu viel und man schlief im Ulug. Früher mussten die Jugendlichen im Pubertätsalter im Ulug schlafen, um von den alten Männern zu lernen.

Tatoo (siehe Meine Bilder)
Ich fragte Auntie Grace und Uncle Carlito: "Warum sind die Armen von den alten Frauen taetowiert?" Auntie Grace wusste nicht warum und Uncle Carlito murmelte etwas ueber Glauben. Auntie Grace besuchte dann ihre Mutter und fragte sie. Sie bekam eine simple Antwort: "Taetowierte Armen sehen beim Tanz sagni besser aus als blanke Haut. Die Taetowierungen haetten sonst keine Bedeutung. Die Frauen wurden gezwungen, sich taetowieren zu lassen." Die Maenner tragen Tatoos auf der Brust und auf dem Ruecken, aber man sieht sie heute nicht mehr, weil sie T-Shirts anziehen. Die juengeren Generationen halten von diesem Brauch nicht viel. Die Kultur wird sich in der Zukunft stark veraendern. Die juengeren Generationen interessieren sich nicht fuer Rituale, weil sie ziemlich teuer (vor allem Schweine schlachten) sind und orientieren sich mehr Richtung Westen (vor allem Amerika: Basketball, Musik usw.) Sayang

Kopfschmuck (siehe Meine Bilder)
Warum tragen die aelteren Frauen einen Kopfschmuck?
Damit die Frisur haelt. Ziemlich eine einfache Antwort. Kopfschmuck und Taetowierungen scheinen also nur praktische Bedeutungen zu haben und keine Rituelle.

Titel
Die Titeln vor dem Namen sind sehr wichtig. Die Personen, die 2 Generationen aelter sind, nennt man Lolo (Grossvater) oder Lola (Grossmutter). 1 Generation aelter: Uncle und Auntie.
Aelterer Bruder=Manong (Beispiel fuer meine Geschwistern: Manong Sebastian)
aeltere Schwester=Manang
Juengere Schwester und juengerer Bruder=Ading (Bsp. Ading Matthias oder Ading Giuliana)
Prinzipiell sagt man zu jedem Bruder, Schwester, Onkel, Tante, Grossvater oder Grossmutter. Die Familie besitzt hier eine riesengrosse Bedeutung.
Die Filipinos werden Freude haben, wenn ihr sie mit den Titeln anspricht.


In den letzten Tagen werde ich nicht mehr viel die Gelegenheit erhalten, das Internet zu benutzen. Zum Abschluss werde ich noch etwas Touristisches unternehmen. Ich werde mit der Familie Huebscher Sagada besuchen, dort gibt es Hoehlen, haengende Saerge und Webereien. Am Sonntag werde ich mit Auntie Grace das Gefaengnis in Bontoc besuchen und Reis stampfen, den ich nach Hause bringen darf. Am Montag reise ich nach Baguio und am Dienstag "It's time to say Good bye to Philippines". :-( Ich werde sicher noch 1-2 Beitraege schreiben. Besonders Wunder nimmt mich, was mir in der Schweiz auffallen wird.
Ich hoffe, ich konnte euch das philippinische Leben mit diesem Blog etwas naeher bringen, hattet Spass beim Lesen und besucht, wenn es die Zeit zulaesst, Philippinen. Filipinos sind geborene Gastgeber und sehr hilfsbereit. Hoffentlich konnte ich etwas von diesem Kuchen abschneiden.

Australien ist schoen, Philippinen ist schoener, ABER DAS WALLIS IST AM SCHOENSTEN!

Dienstag, 28. August 2007

Tongtongan

Und weiter geht's mit dem Gespraech.

Reis
Reis ist das wichtigste Nahrungsmittel und daher traegt er auch verschiedene Namen.
Pagay= Reis im Feld
Bagas = geerntetes Reis
Makan = gekochter Reis
Tabok
Patupat = Eine Spezialitaet mit Kokosnussmilch, Zucker, Salz und Bananenblaetter
Champorado = Reis gemischt mit Schokolade (Milo)
Leider konnte ich nicht alle Namen fuer Reis auskitzeln.
Auntie Grace erzaehlte mir, dass sie jeden Tag Reis essen muesste, sonst fuehle sie sich nicht so gut.

Wasser
Das groesste Problem ist das Wasser in Bontoc. Auntie Grace und Uncle Carlito gehoeren zu den Gluecklichen, unter ihrem Haus fliesst eine Quelle und haben darum immer Wasser.
Wir wohnen im Dorfteil Botbogan und die Einwohner hier koennen zwischen 11.00 und 13.00 Uhr ihre Wassertanks fuellen. Das Problem ist nur, manchmal fliesst Wasser und manchmal nicht. Darum freuen sich alle darueber, wenn es regnet, so fuellen sich die Wassertanks von alleine.

Lasst hoeren aus guter alten Zeit
Viele Personen haben jetzt ein Handy und ich fragte mich, wie sie frueher miteinander kommunizierten. Sie konnten zwischen 3 Moeglichkeiten waehlen: Festnetztelefon (ziemlich teuer), Post oder einen Brief mit dem Bus senden.

Auntie Grace und 2 Brueder studierten in Baguio (Soziale Arbeit). Manchmal neigte sich der Nahrungsvorrat (meistens Reis) zu Ende und sie schrieben einen Brief an ihre Eltern, dass sie Reis schicken sollen. Sie mussten exakt angeben, mit welchem Bus und an welchem Tag sie die Nahrung schicken sollen.

Frueher gab es viel weniger Busse und man stand schon um 1.00 Uhr auf, um einen Platz im Bus zu ergattern. Man wartete so lange, bis der Bus "pumpenvoll" war und dann fuhr man los.

Das Wasser und das Feuerholz musste man jeden Tag im Wald holen gehen.

Stuehle und Tische gab es frueher noch nicht, man ass, schrieb oder spielte auf dem Boden.

Licht erzeugte man am Anfang mit Feuer, dann erreichte auch die Petrollampe Bontoc und spaeter fand auch die Elektrizitaet den Weg nach Bontoc.


Man schlief auf Kuhleder, Karabauleder oder auf hauchduenne Matten. Heutzutage haben noch lange nicht alle ein Bett und schlafen immer noch auf dem Boden. Auch ich konnte 2-3 Mal auf dem Boden schlafen, gut geschlafen habe ich nicht, ehrlich gesagt.


Tongtongan in Paracelis
Bruno und ich nahmen die beschwerliche Reise nach Paracelis auf uns. Die Strassen sind wirklich himmeltraurig und darum dauert diese Fahrt 9-10 Stunden. Die Baenke sind natuerlich nicht fuer meine Groesse bestimmt und ich wuenschte mir einige Male, etwas schrumpfen zu koennen. Ein Ingenieur in Strassenbau koennte man hier sicher gut gebrauchen, der ein bisschen das Geld fuer Strassenprojekte bewacht (fliesst vielfach in die Tasche der Politiker) und die Filipinos ein bisschen in Strassenbau beraet. Mountain Province hat sicher die schlechtesten Strassen von Philippinen, aber immerhin haben fast alle etwas zum Essen.

Paracelis zaehlt ungefaehr 13'000 Einwohner (Schaetzung von Jugendlichen) und ist ziemlich weitlaeufig, schaetze einmal viel groesser als das Goms. Manche Filipinos mussten 5-6 Stunden laufen, um beim Tongtongan teilzunehmen.

Tongtongan ist ein Treffen aller BECs dieser Gemeinde. Man reflektiert und schaut in die Zukunft voraus. In jedem Barangay sollte mindestens ein BECs existieren, ist natuerlich nicht immer der Fall. Ueber BEC (Basic Ecclesial Communities) habe ich schon frueher einmal geschrieben. Kurz erklaert, es sind Gemeinschaften, die sich "mehrmals" in der Woche treffen und dabei Probleme loesen sollten. Daraus koennten vielleicht spaeter einmal Vereine oder Firmen entstehen (eher eine Vision).

Jedes BEC erhielt im Voraus einen Fragenbogen, den sie mehr oder weniger versuchten zu beantworten. Alle BECs traten auf und erzaehlten am Morgen ueber ihre Problemen und Taetigkeiten. Viele BECs wird es wohl in Zukunft nicht mehr geben, weil sie sich nicht so oft treffen. Fuer mich sollte ein BEC wie ein Verein funktionieren, die etwas zusammen unternehmen (z.B. Basketballturniere organisieren) und sich einander helfen.

Am Nachmittag hielt Bruno eine Rede ueber Leaderfiguren und ich tanzte mit den Teilnehmern Macarena. Ein Lehrer war so begeistert vom Tanz, dass er es seinen Schuelern beibringen will. Am Abend spielten wir Bingo mit vielen tollen Preisen.

Am Sonntag startete das Tongtongan mit einer Messe und nachher eroeffneten sie ein Open Forum. Ich verstand kein Wort (Ilocano) und suchte mir eine Schlafgelegenheit.

Nachmittags begleiteten uns Jugendliche zu einem Wasserfall und wir genossen die Zeit im warmen Wasser. Die Filipinos lieben es schoene Orte zu zeigen, man muss sie nur fragen. Zum Nachtessen waren wir 2 Mal bei einer reicheren Familie eingeladen. Es zeigte mir, dass die Chance gross ist, dass sich auch Paracelis weiterentwickeln kann.

Sped

Sped ist eine Vorform einer heilpaedagogischen Schule. Marianne arbeitet hier einen halben Tag woechentlich und ich begleitete sie einmal. Die Hilfsmitteln sind sehr beschraenkt und die Lehrerinnen sind ein bisschen ueberfordert mit diesen vielen Kindern. Manche Kindern braeuchten ein bisschen mehr Zuneigung. Die Lehrerinnen haben vielfach auch nicht die geeignete Ausbildung und erlernen viel in Selbststudium.

Wissen ist Macht

Die Filipinos sollten das Wissen, das sie ohne Zweifel besitzen, einander besser weitergeben und es wuerde ihnen besser gehen. Ein Beispiel: Viele Bauern wissen nicht, wie man Gemuese am besten verpackt, ohne das es verfault. Manchmal ist das Gemuese schon verfault, wenn es im Markt ankommt und der Gewinn ist dahin.

Bald werde ich wieder zurueck sein. Der Abschied wird mir sicher nicht so leicht fallen. Ich werde sicher mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge Bontoc verlassen. Waehrend dieser Zeit konnte ich viel ueber das Leben philosophieren und manches erscheint mir jetzt klarer. Zeit fuer seine Mitmenschen zu haben, ist ein sehr wertvolles Gut. Leider ist der Profit in unserem Zeitalter das hoechste Gut. Ich konnte sehr viel von den Filipinos profitieren und lernen, auch wenn ich sie nicht immer verstand.

Mittwoch, 22. August 2007

Rituale (Mang Mang)

Ich habe jetzt ein Gespräch über das Leben in Bontoc mit Auntie Grace und Uncle Carlito angefangen. Das 1. Thema widmete ich dem Ritual.

Rituale nennt man hier Mang Mang. In Mountain Province existieren verschiedene Formen von Ritualen: Krankheits-, vor Toten-, Hausbrands-, Unfalls und Hochzeitsritual. Die Kirche probiert jetzt die Rituale in den katholischen Glauben zu inkultivieren.

Die Rituale führen meistens alte Frauen aus, die die Gnade besitzen, mit Seelen von verstorbenen Personen (Annitos) zu reden. Diese Frauen sind Auserwählte und man nennt sie Quack doctor. Vielleicht kann man die Quack doctors mit Quatämberkinder (siehe Walliser Sagen) vergleichen.

Die Quackdoktorinnen können Geister sehen und mit ihnen reden. Ich glaube, es ist etwas Ähnliches wie in unseren Walliser Sagen (Gratzug). In den Gratzugsgeschichten werden die armen Seelen mit einem Gebet erlöst und hier erlöst man die Annitos mit einem Ritual.

Das Krankheitsritual
Die Quackdoktorin besucht die kranke Person. Für das Ritual braucht man Reis, das noch nicht geschält ist, und eine kleine Schüssel mit Wasser. Die Quackdoktorin entfernt die Haut des Reiskorns und fragt die Annitos (verstorbene Seelen) nach dem Grund der Krankheit. Dann taucht sie das Reiskorn in das Wasser und lässt es los. Wenn das Korn aufsteht, bedeutet dies, dass die Annitos bejahen und wenn das Reiskorn liegen bleibt, ist es eine negative Antwort. Es gibt noch eine andere Variante mit Münzen. Die Quakdoktorin legt eine Münze auf den Tisch und stellt den Annitos eine Frage. Wenn die Münze aufsteht, antworten die Annitos mit "Ja" und wenn sie liegen bleibt, heisst dies "Nein".
Auntie Grace und Uncle Carlito wissen nicht, wie diese Vorgänge funktionieren, aber sie haben es schon einige Male gesehen.
Wenn man die Ursache der Krankheit kennt, fragt man die Annitos, wie man die Krankheit heilen kann und was man machen muss. Meistens schlachtet man, nach einer speziellen Art und mit einem Gebet, ein Schwein. Diejenigen, die das Schwein schlachten, erhalten die Beinen zum Essen und der Rest wird von einem "old man" an die Teilnehmern des Rituals verteilt. Alles, was auf dem Teller liegt, muss aufgegessen werden und nichts darf auf den Boden fallen, sonst verfehlt es die positive Wirkung des Rituals. Die Knochen werden nicht den Hunden gegeben, werden verbrannt. An einem fogenden Tag muss man gesalzenes Fleisch den Annitos an einen speziellen Ort bringen. Die Annitos erzählen der Quackdoktorin, an welchem Ort sie es haben wollen. Manchmal wünschen sich die Annitos auch ein kleines Haus an einem bestimmten Ort. In diesen Häusern legt man viel Kleiderstücke oder Fleisch hinein. Die Annitoshäuser stehen vielfach an dem Ort, wo die Person verstorben ist. Ist eine Person im Bach ertrunken, wird das Haus in der Nähe des Baches gebaut.
Bei uns stehen anstatt Annitoshäuser Kreuze an den Unglücksstellen.

Wahre Geschichten

Ein Bruder von Auntie Grace erzählte einmal seinen Eltern, dass seine Frau verrückt sei, sie erzähle total wirres Zeug, esse Bananenschalen, sie sollen einmal vorbeischauen. Die Eltern machten sich auf den Weg, als sie das Haus betraten, sahen sie, wie die Schwiegertochter auf einem Stuhl sass und auf den Boden urinierte und komische Geschichten erzählte. Sie brachten die Schwiegertochter ins Spital. Im Spital diagnostizierten sie eine psychische Krankheit und gaben ihr Medikamente, aber der Zustand verbesserte sich kaum. Die Mutter, der Schwiegertochter, arbeitete im Ausland und der Stiefvater wollte das Problem nicht annehmen. So fragten die Eltern von Grace, eine Quackdoktorin um Hilfe. Die alte Frau sprach dann mit den Annitos und erfuhr, dass die Seele eines verstorbenen Onkels der Schwiegertochter in ihren Körper eingedrungen sei und darum sei sie krank. Sie mussten die Asche des verstorbenen Onkels nach Bontoc bringen und ein Mang Mang durchführen. Das Mang Mang wurde dann mit dem Stiefvater und mit Kindern abgehalten. Sie mussten dabei die Asche wieder begraben. Die Kinder waren ziemlich laut und darum wirkte das Mang Mang nicht. Der Zustand der Schwiegertochter verschlechterte sich und die Augen kreuzten sich (sie schielte).
Sie führten später nochmals ein Ritual durch, aber diesmal ohne Kinder und es war andächtig still. Siehe da, es wirkte. Die Augen schauten wieder gerade aus und Schritt für Schritt verbesserte sich das Krankheitsbild. Man konnte mit ihr wieder normal reden. Ich habe sie in letzter Zeit selber gesehen und es geht ihr wieder gut.

Die Mutter von Auntie Grace, die den Fuss nicht mehr strecken kann, bat eine Quakdoktorin um ein Mang Mang. Eigentlich hätte ich an diesem Ritual auch teilnehmen können, aber unglücklicherweise weilte ich in Banaue.
Sie erzählten mir, dass die Quakdoktorin, während dem Zwiegespräch mit den Annitos, das T-Shirt von einem Bruder von Grace hielt und umherlief. Der Bruder versuchte die Hand vom T-Shirt zu befreifen, aber die Hand liess nicht los. So zog er mit Hilfe von Auntie Grace das T-Shirt aus. Sie mussten sogar eine Flasche wegen Bruchgefahr vor ihr in Sicherheit bringen. Während dem Gespräch mit den Annitos, sei die Quackdoktorin in einer Trance und befinde sich nicht auf dieser Welt. Als dieser Trance vorbei war, fragte die Quackdoktorin ganz erstaunt, warum sie ein T-Shirt in den Händen hält.

Hohes Fieber
Der jüngste Sohn (Gaynor) von Auntie Grace hatte im 1. Monat hohes Fieber. Sie besuchte mit Gaynor das Spital, aber das Fieber senkte sich nicht. Sie fragte eine Quackdoktorin, ob sie helfen könnte. Die Quackdoktorin sprach mit den Annitos und die erzählten ihr, dass ein verstorbener Cousin von Gaynor Schuld am Fieber sei. Der Cousin wurde anscheinend von einem Fahrzeug überfahren. Die Quakdoktorin vertrieb die Seele vom Cousin aus dem Körper von Gaynor und sein Fieber verschwand.

Unglücksindikatoren
Hunde heulten vor ein paar Jahren die ganze Nacht, dies sei kein gutes Omen. Während dieser Zeit reiste Uncle Carlito mit seinem Sohn Gaynor nach Baguio. Am nächsten Morgen sah Auntie Grace auch noch einen Vogel, der auch ein Indikator für ein Unglück sei. Sie befürchtete, dass bei Uncle Carlito und Gaynor etwas passiert sei und fing an zu beten. Kurz später erhielt sie Besuch von einer Schwägerin und sie überbrachte ihr eine traurige Nachricht, dass ihr Mann (Bruder von Grace) an einem Herzinfarkt gestorben ist.

Totenrituale
Nach der Beerdigung waschen sich die Männer die Trauer vom Leibe in einem Bach. Während diesem Prozedere spricht ein alter Mann ein Gebet. Danach fangen sie Fische, bringen sie zurück und die ganze Trauergemeinde verspeist die Fische.

In der Nacht, während eines Totenrituals, bleiben ein paar Angehörige wach und müssen beobachten, ob ein Nachtfalter oder ein Schmetterling ins Haus fliegen, ob eine Katze heult oder ob ein Vogel auf einem Baum pfeift. Am nächsten Morgen fragen die old folks darüber und je nach Beobachtungen, muss man ein Huhn schlachten oder Fleisch an einem bestimmten Ort bringen.

Vor ein paar Wochen starb eine 20-jährige Frau. Die Mutter durfte sich 2 Wochen nicht mehr waschen. Als die 2 Wochen vorbei waren, konnte sie so richtig die ganze Trauer vom Leibe wegspülen.

Madmad
Ich habe einmal geschrieben, dass ein Mann Brandy trank und einen Schluck in einen Bierdeckel leerte, um es mit den Annitos zu teilen. Diesen Vorgang nennt man Madmad, dabei spricht man ein Gebet zu den Annitos. Zum Beispiel sie sollen ihn vom Teufel fern halten oder Ähnliches. Madmad machen sie nicht nur mit Alkohol, sondern auch mit Softdrinks.

Dieses Thema interessiert mich sehr, irgendetwas ist schon ist schon wahr daran. Ich hoffe, dass ich die Möglichkeit noch erhalte, an einem Ritual teilzunehmen. Die Zeit dafür wird aber knapp.

Yesterday I made my first experience to eat dog meat. It tasted not so bad.

Dienstag, 21. August 2007

Alltag

Hier in den Philippinen kennt man die 4 Jahreszeiten nicht, nur Regen- und Trockenzeit. Zurzeit herrscht Regenzeit und im August streifen Taifune den Archipel Philippinen. Von den Taifunen spüren wir in den Mountain Province nicht viel. Es regnet den ganzen Tag und manchmal sind die Strassen wegen Erdrutschen gesperrt. Ich hoffe, dass die Strassen in 3 Wochen offen sind.



Pinik-Pikan
Eigentlich habe ich schon einmal über Hühnerschlachtung geschrieben. Pinik-Pikan ist eine Spezialität von Mountain Province. Uncle Carlito und Auntie Grace wollten mir zeigen, wie sie ein Huhn schlachten. Ich habe den ganzen Verlauf auf einem Video verewigt, dauert ungefähr 40 Minuten. Es läuft wie folgt ab: Uncle Carlito hielt das Huhn an den Flügel und schlug mit einem Stock auf die Flügeln. Nach 5 Minuten schlug er auf den Kopf, bis das Huhn tot war. Sie nennen es "killing softly", so dass kein Blut rinnt. Das Blut soll im Fleisch bleiben. Dann wird das Huhn gerupft und die restlichen Federn werden im Feuer verbrannt, stinkt ziemlich. Das Huhn wird dann zerteilt und mit Schweinefleisch im Wasser gekocht. En Guete.
In anderen Regionen kennt man andere Varianten.



Post
Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder des einmaligen Vereins "Club der Gemütlichen"
Ich, el presidente, habe eine gemütlichere Person als unser gemütlichstes Mitglied angetroffen. Er arbeitet auf der Post in Bontoc. Die Ruhe und Gemütlichkeit in Person. Mit Freude besuche ich ihn jedes Mal, wenn ich eine Postkarte oder einen Brief verschicken will. Es dauert jedes Mal ziemlich lange, bis er die Briefmarken aufgeklebt hat und alles im Taschenrechner (eigentlich einfache Kopfrechnung) eingetippt hat. Den Brief oder die Postkarte behält er nicht, man muss sie selber in den Briefkasten, der 5 Meter entfernt ist, einwerfen. Einmal wollte ich ein Paket abholen, das schon lange da war. Aus Gemütlichkeit suchte er zuerst nur in einem Schrank und sagte, es sei nicht da. Ich machte ein bisschen Druck (nur ein wenig, geschätzte Mitglieder, so wie es sich für einen Präsident gehört :-)) und er suchte weiter. Nach 10 Minuten fand er endlich das Paket, aber für einen Gemütlichen sind 10 Minuten Warten nicht viel (5 Minuten entsprechen einer gemütlichen Minute. Stimmt es, Aktuar?).

In der Schweiz würde er schon lange nicht mehr auf der Post arbeiten, der Leistungsdruck ist bei uns zu hoch. Ich finde es schön und amüsant, dass er hier Posthalter ist.



Aletschgletscher
Ich staunte nicht schlecht, als ein philippinischer TV Sender einen Bericht über die Nacktfotos auf dem Aletschgletscher ausstrahlten. Der Protest gegen Klimaveränderung erreichte sogar Bontoc. Anscheinend haben solche Aktionen eine größere Wirkung als man denkt. Gratuliere Greenpeace, so erweckt man Aufsehen.
So konnten Uncle Carlito und Auntie Grace sehen, wo ich wohne.



Politik
Politiker sind Machtmenschen, wie diese Geschichte aufzeigt. Ein Politiker hat ein Haus in Bontoc, aber wohnt in einem anderen Dorf. 2 Vertreter des Gemeindebüros von Bontoc machten sich auf den Weg, um bei diesem Politiker die Steuern für das Haus einzufordern. Der Politiker weigerte sich die Steuern zu bezahlen und wenn sie darauf beharren, seien sie ihren Job los. Aus Angst ihre Arbeitsstelle zu verlieren, schrieben sie diese Einnahmen ab. Die Politiker hätten eigentlich genügend Geld, vielfach zweigen sie Geld für ein Projekt in den eigenen Sack ab.

Alle Filipinos versuchen Arbeit im Ausland zu erhalten, nur die Politiker wollen um keinen Fall das Land verlassen.


Ich werde sehr viel gefragt, ob ich ein Filipino in die Schweiz mitnehmen und ihnen eine Arbeit verschaffen könnte. Ich erteile ihnen immer eine Absage und erkläre, dass das Leben in der Schweiz auch nicht einfacher sei, aber für sie wäre es das Paradies. Ich glaube aber, dass die Filipinos einen glücklicheren Eindruck machen als wir Schweizer.



Prospekt
Der Prospekt für das Gasthaus ist fast fertig. Sie haben noch ungefähr 5000 Exemplare vom alten Prospekt mit vielen Fehlern. Sie haben mir jetzt erklärt, sie wollen den Alten zuerst aufbrauchen... Das wird Jahre dauern... :-) Filipino Style. Sie machen irgendetwas, aber meistens planen oder durchdenken sie es zu wenig.

Sonst gibt es eigentlich noch genügend zu tun. Ich muss dem "Manager" noch zeigen, wie man E-Mails schreibt und sonst noch ein paar computertechnische Sachen. Im alten Prospekt gaben sie eine E-Mail Adresse an, aber niemand kennt das Passwort... So richteten wir jetzt eine neue Adresse ein.
Vielleicht werde ich auf diesem Blog den Prospekt hochladen.


In nächster Zeit werde ich wieder etwas unterwegs sein. Ich werde an 2 Anlässen teilnehmen und zum Schluss noch ein Touristendorf besuchen. Mehr erfährt ihr auf diesem Blog.

Hoplaa, bis zum nächsten Mal. Ich möchte mich noch recht herzlich für die vielen Gaestebucheintraege bedanken. So macht es Spass.

Donnerstag, 16. August 2007

Eine Woche Mangatarem


Ich weilte für eine Woche in Mangatarem bei Martin Hungerbühler. Nun bin ich noch etwas weniger als 4 Wochen in Bontoc (leider). In den nächsten Wochen werde ich vielleicht noch ein Interview mit Auntie Grace machen, um noch mehr über das Leben hier in Bontoc zu erfahren.

Mangatarem
Mangatarem
zählt ungefähr 70.000 Einwohner und gehört zum Bezirk Pangasinan. Mangatarem besteht aus verschiedenen Barangays. Barangays sind Quartiere oder Dorfteile. Als Vergleich könnte man Visperterminen nehmen: Unterstalden, Oberstalden, Niederhäusern, Bodme, Wildji usw. wären Barangays. Die Barangays bestimmen auch ihren eigenen Kapitän, der für das Wohlbefinden des Barangays sorgen soll. Eigentlich ist hier fast jedes Dorf in Barangays aufgeteilt.

Vergleich Pangasinan und Mountain Province
Das Leben in Mangatarem war für mich anstrengender als in Bontoc. Jeder Tryciclefahrer rief mir "Americano, Sir oder Hey Joe take a trycicle" zu. Im Markt wollte mir auch jeder etwas verkaufen und in den Bussen stiegen manchmal Verkäufer ein und versuchten mir etwas anzudrehen. Besonders ein Zeitungsverkäufer nervte mich, beim 1. Mal wollte er mir eine Zeitung verkaufen, beim 2. Mal ein philippinisches FHM und beim 3. Mal wollte er die Mütze mit mir tauschen. Zum Glück konnte ich meine Ruhe bewahren. Für die Filipinos bin ich halt eine 100 Dollar Note und manchmal ist man auch eine Attraktion.
Wenn ich die 2 Bezirke Mountain Province (Bontoc) und Pangasinan vergleiche, fällt mir auf, dass die Menschen in Pangasinan grösser und dicker sind, aber es existiert auch das pure Gegenteil. Manche Personen haben manchmal nur 2-4 daumendicke Oberarme. In Mountain Province, glaube ich, haben alle etwas zu essen.
In Mangatarem besuchte ich sehr reiche und sehr arme Menschen. Die Reichen besitzen ein grosses Haus mit sehr viel Luxus (einen grossen Fernsehen, viele Zimmern, Sofas usw). Daneben wohnt eine arme Familie mit 6 Kinder, die Küche befindet sich draussen und im Haus gibt es nur einen Raum zum Wohnen und zum Schlafen. Vielfach schläft man auf dem Boden. Sie haben auch keinen Strom, weil es zu teuer ist und brauchen deshalb Petrollampen.

Witzige Messe und Hundred Islands
Über das Wochenende fuhren wir nach Alaminos. Zuerst hiess es, wir würden an einem Jugendtreff teilnehmen. Schlussendlich besuchten wir eine Messe für Klara von Assisi. Die Messe war ziemlich lustig und unterhaltsam, der Priester brachte einen Spruch nach dem anderen zum Besten. Die Gottesdienstteilnehmern klatschten, grinsten und lachten viel. Wenn die Gottesdienste immer so lustig und unterhaltsam wären, würde ich die Kirche vielleicht auch mehr besuchen.
Am Sonntag erkundigten Martin, 2 Filipinos und ich die Hundred Islands mit einem Bootsführer. Die Hundred Islands gehören zum Naturschutzgebiet und man kann nur 3 Inseln besuchen. Ich genoss dabei das Schwimmen im warmen Wasser. Dieser Ausflug lohnte sich sehr.

Denguemücken
Die letzten 2 Tagen in Mangatarem waren eigentlich total anders geplant, als sie herauskamen. Man muss halt sehr flexibel sein... Eigentlich wollten wir Kranke in den Barangays besuchen, aber es kam immer etwas dazwischen. Am Dienstag besuchten wir mit der Ärztin vom Health Center Mangatarem eine Schule. Sie klärte die Schülerinnen und Schüler über Dengue Mücken auf. Ein Denguemückenstich löst eine Grippe mit hohem Fieber bei Menschen aus, manchmal führt es auch zu innere Blutungen. Es gibt verschiedene Arten von Denguemücken. Wenn man von einer Art gestochen wird, sei man nachher gegen diese Denguemückenart immun, sticht jedoch eine andere Denguemückenart zum 2. Mal zu, kann dies tödlich enden. Die Denguemücken sind tagaktiv, fliegen in ihrem Leben nur 200 Meter weit und haben schwarz, weiss gestreifte Beine. Sie sind auch etwas grösser als die gewöhnlichen Mücken. (Wenn etwas nicht stimmt, lasse ich mich gerne belehren).

Aller Anfang ist schwer
Wie die Arbeit von Martin genau aussieht, kann man noch nicht sagen. Man muss halt zuerst das Land und die Menschen kennenlernen, Kontakte knüpfen, Gespräche führen und die Sprache Tagalog lernen. Viel Aufklärungsarbeit steht am Anfang eines Einsatzes an. Ich hoffe, dass sich bald ein konkretes Projekt für ihn verwirklicht.

Gestern reiste ich 11 Stunden von Mangatarem bis Bontoc, war ein bisschen mühsam in diesen kleinen Busse. Heute sah ich zum 1. Mal, wie sie einen Hund grillieren. Leider hatte ich meinen Fotoapparat nicht dabei...

Hoplaa, bis zum nächsten Mal

Mittwoch, 8. August 2007

Auf Entdeckungsreise

Nur noch wenige Wochen und ich kehre wieder zurueck. Im Moment versuche ich, so gut wie es geht, meine Zukunft zu planen. Es ist nicht so einfach, weil ich im Moment viel unterwegs bin.
2 Monate sind schon verflogen und ich erlebe jeden Tag etwas Spannendes. Der Alltag stellt sich hier gar nicht ein.

Schule
An zwei Vormittagen konnte ich jeweils Nadine und Lukas zur Schule begleiten. Der Morgen läuft wie folgt ab: Es läutet eine Glocke und dann stellen sich jeweils die Klassen in einer Kolonne auf. Die Grössten sind zuvorderst und die Kleinsten zuhinterst, wie das Antrittsverlesen (AV) im Militaer. Die philippinische Flagge wird gehisst und die Nationalhymne wird gesungen. Dann streckt man einen Arm in die Luft und man schwört vielleicht einen Eid. Manchmal hat der Schuldirektor noch eine Ansprache, ansonsten pilgert man still und leise mit verschränkten Armen in die Klassenzimmern. In den Klassenzimmern befinden sich jeweils 20-30 Kinder und so kann die Lehrerin ruhig ihren Unterricht beginnen. Übrigens die Schüler tragen hier eine Uniform, je nach Schule eine andere Farbe.
Am 1. Vormittag besuchte ich den Kindergarten mit Nadine. Die Kinder sitzen an sehr kleinen, gleich hohen Pulten und Stühlen. Vor dem Unterricht wird gebetet (katholische Schule), dann begrüsst man die Lehrerin und die Klassenkameraden. Mich begrüssten sie auch (Hallo visitor). Der Unterricht bestand aus singen, malen, Buchstaben kennenlernen (Aussprache) und einüben einer Präsentation. Mich erstaunte, dass sie schon im Kindergarten Buchstaben lernen, aber schon auf einen spielerische Art und Weise. Ein wichtiges Thema scheint zu sein, wie man die Tiere behandelt. Mit Bildern erklärt die Lehrerin, was gut und was schlecht ist. Es wird viel Schwarz - Weiss gemalt. Am Schluss der Schule wird wieder gebetet.
Am 2. Vormittag wohnte ich der Klasse von Lukas bei (1. Primarklasse). Ich verwunderte mich, dass sie schon zwischen Konsonnanten und Vokale unterscheiden koennen (Nach 2 Monaten, aber sie lernen schon im Kindergarten die Buchstaben kennen). Im Unterricht wird sehr viel gedrillt, bis es die meisten Schueler auswendig koennen. Im Unterricht zaehlt mehr die Gemeinschaft als das Individuum. Alles wird gemeinsam erledigt.
Hier findet man noch die "gute alte Schule" vor, wie es eine oder 2 Generationen vor mir erlebt haben. Die Lehrerin hat einen Stab aus Holz in der Hand. Wenn eine Schuelerin oder ein Schueler nicht ruhig ist, schlaegt sie manchmal auf die Haende. 30 Schuelerinnen und Schueler im Griff zu haben, ist sicher schwierig.
Der Unterricht war auch ein bisschen unruhig, sicher auch durch meine Praesenz. Manchmal liefen einige Kinder zu mir und sie beklatschten meine Haenden. Manchmal umrundeten mich bis zu 8 Schueler. Fuer die Filipinos bin ich natuerlich ein ganz grosser Mann, besonders bei Gruppenfotos faellt es mir auf. Am Ende des Vormittags versuchte ich noch ein Klassenfoto zu machen.

Totenwache
Auntie Grace und Uncle Carlito luden mich zu einer Totenwache in Tokogan (oder Tukogan) ein. Ich hoerte schon viel ueber die Totenwache und war gespannt, was auf mich zu kommen wird.
Als Erstes betrat ich mit Auntie Grace das Haus. Der Leichnam lag in einem Sarg (manchmal bindet man ihn auch an einen Stuhl fest). Rund um den Sarg sassen Frauen und sangen Lieder. Nach einer Weile erhielt ich auch ein Singbuch und ich beteiligte mich am Gesang. Als niemand mehr sang, verliess ich das Haus und konnte miterleben, wie sie wieder einmal ein Schwein schlachten. Jetzt ist alles auf einem Video verewigt. Ich sah diesmal auch zu, wie sie das Fleisch verarbeiten und zerstueckeln. Es wird sowieso alles vom Schwein gegessen, Fett und sogar die Ohren. Auf einmal riefen mir ein paar alte Maenner zu, ich solle zu ihnen kommen. Sie offerierten mir Zuckerrohrschnaps, Brandy und Gin. Sie hatten grosse Freude, dass ich von allem probierte, ist fuer sie vielleicht auch eine Ehre.
Die Totenwache ist nicht so still wie bei uns. Die Frauen singen im Haus, die Maenner trinken oder spielen ein Kartenspiel mit Geld. Einen Teil des Gewinnes wird den Angehoerigen des Verstorbenen gespendet. Es wird auch gemeinsam gegessen. Manchmal schauen die old folks auch die Leber des Schweines an und entscheiden, ob man nochmals ein Schwein schlachten muss.

1. August
Auch hier auf den Philippinen haben wir mit Cervelats und Bratwuerste unseren Nationalfeiertag gefeiert. Fast alle BMI-Fachpersonen genossen einen gemuetlichen Abend im Chocolate House (Haus Familie Huebscher). Dabei habe ich gemerkt, dass ich mich am 1. August viel im Ausland befinde.

Seminar in Banaue
Am letzten Wochenende konnte ich an einem Seminar fuer Kathecheten teilnehmen. Die Reisfelder von Banaue gelten als das 8. Weltwunder. Die Reisfelder sind ungefaehr 2000 Jahre alt, aber Banaue selber ist nicht so schoen. Es gaebe dort noch einen sehr schoenen Aussichtspunkt, aber ich besuchte ihn nicht. Dafuer erlebte ich sonst etwas.
Als wir am Freitagabend in Banaue ankamen, hiess es, die Priestern und ich werden in einem Hotel essen. Ich sagte, wegen mir muessen wir sicher nicht in einem Hotel essen, ich koennte auch im Pfarrhaus das Abendessen einnehmen. Sie erklaerten mir, dass nur Frauen im Pfarrhaus essen und die Maenner heute auswaerts essen werden. Also ging ich mit den Priestern ins Banaue Hotel. Poah, was fuer ein nobles Hotel, ich staunte. Der Speisesaal war etwa gleich gross wie der Gemeindesaal ohne Buehne von Reckingen. Bald einmal merkte ich, dass es sich um eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier handelt. Natuerlich bekamen die Priestern und ich die besten Plaetze neben dem Geburtagskind (Direktorin des Hotels). Verschiedene Personen traten auf und tragten etwas vor. Sogar der traditionelle Tanz der Region mit Gongs wurde vorgefuehrt. Nach den Auftritten wurde das Nachtessen serviert, das Fleisch war wunderbar zart. Nach dem Essen war das Fest schon vorbei, ist irgendwie typisch fuer Philippinen. Die Direktorin war ueber meine Anwesenheit erfreut und probierte mit mir ein bisschen Deutsch zu sprechen. Hier erfuhr ich wieder einmal die herzliche Gastfreundschaft der Filipinos. Hier kann man sich nur wohl und auch ein bisschen geborgen fuehlen.
Am Samstag fuehrten wir das Seminar durch. Ich durfte 3 Animationslieder mit den Teilnehmern einueben, machte ziemlich Spass.

Empfang von Pfarrer Pedro in Hapao
Der Vorgesetzte des Kathechetenbueros ist Pfarrer Pedro und darum wurden wir zu seinem Empfangsgottesdienst in Hapao eingeladen, ungefaehr 1,5 Stunden von Banaue entfernt. Nach der Messe assen alle Gottesdienstteilnehmer gemeinsam das Mittagessen.
Am Nachmittag weihte Pfarrer Pedro ein Haus ein und ich wurde von den old folks zu einem Brandy eingeladen...

Die Busse fahren meistens nur morgens in den kleinen Doerfern (zum Vergleich mit den Gommer Doerfern sind sie sehr gross). Darum mussten wir nochmals eine Nacht in Hapao verbringen.

Baguio
Baguio nennt sich die "Sommerhauptstadt". Im Sommer verbringen die Einwohner von Manila ihre Ferien in Baguio (1500 m.u.M.), weil es kuehler ist. Auntie Grace und Uncle Carlito behandeln mich hier schon fast wie ein Sohn. Sie sorgten dafuer, dass ich bei ihrem Sohn (Alfonsmith, kurz AS) in Baguio uebernachten konnte. Er holte mich bei der Busstation ab und begleitete geduldig Bruno und mich ins Immigrationsbuero. Ich musste mein Visum verlaengern, klappte ohne Problem, kostete auch ueber 100 Franken. In der Schweiz zahlte ich nur 51 Fr., aber jede Visumsverlaengerung sei teurer.
AS wohnt bei seiner Tante, die seinen juengeren Bruder adoptiert hat und studiert Architektur. Am naechsten Tag brachte er mich zur Busstation Richtung Mangatarem.

Mangatarem
Im Moment befinde ich mich in Mangatarem (70000 Einwohner, ziemlich verstreut). Ich wohne fuer eine Woche bei Martin Hungerbuehler. Sein Lebensverlauf ist noch spannend, er absolvierte 3 Ausbildungen: Forstwart, Theologe und Krankenpfleger. Sowie er mir erklaerte, kann er hier alle 3 Berufe ausleben.
Zurzeit zieht ein Taifun noerdlich von Philippinen durch, es regnetet bei uns fast den ganzen Tag und ziemlich stark. In den Bergen entdeckt man Erdrutsche und hier in der Lowlands werden die Haeuser, die zuwenig hoch gebaut sind, ueberschwemmt. Wie ich gelesen habe, sind in der Schweiz auch gerade Ueberschwemmungen, also stehen wir vor aehnlichen Problemen.

Heute morgen besuchten wir ein 11-monatig altes Baby, es ist ziemlich stark unterernaehrt und atmet sehr schwer. Vielleicht kann man mit einer Operation dem Kind helfen, aber Operationen koennen sich die wenigsten Familien leisten. Martin und eine Nonne erklaerten der Mutter, was fuer Moeglichkeiten sie haette. So duenne Arme und Beine sah ich bis jetzt nur im Fernseh, in Wirklichkeit erschuetterte es mich noch mehr.

Hoplaa, bis zum naechsten Mal.